Blog #01 – Über Belastung und Belastbarkeit

Rund um die Ironman 70.3. WM im finnischen Lahti Ende August 2023 hatten wir mit Nico Mann den ersten Kontakt, im September die ersten persönlichen Gespräche geführt und schnell gemerkt, dass wir gerne zusammen arbeiten würden. Zum 01. Oktober 2023 haben wir unsere Partnerschaft gestartet - aber was machen wir eigentlich?

Die Herangehensweise bei einem Menschen, der nicht als Patient mit einer akuten oder chronischen Diagnose, Schmerzen oder Einschränkungen in die Praxis kommt, sondern als Leistungssportler bereits konstant >30 Stunden pro Woche Triathlontraining und erfolgreich internationale Wettkämpfe bestreitet, unterscheidet sich in einigen Punkten vom üblichen Patienten-Alltag.

Wer in einem so trainingsintensiven Sport wie Triathlon Erfolg haben möchte muss jeden Tag, an sieben Tagen pro Woche, über rund 50 Wochen pro Jahr dem sportlichen Ziel alles unterordnen. Mehrere Stunden Training pro Tag und immer wieder die Leistungsgrenzen zu verschieben bedeuten ein enorm hohes Stresslevel für den Körper auf allen Ebenen. Wir reden deshalb von Leistungssport, weil am Ende die Leistung im Wettkampf das tägliche Training bestimmt - andernfalls würde es wohl Gesundheitssport heißen. 

Dennoch ist eine gute Gesundheit der Schlüssel für ein maximales Leistungsvermögen.

Gesundheit ist nicht alles - aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

 

 

Überschreitet die Belastung die gegebene Belastbarkeit kann dies auf Dauer zu Symptomen des Übertrainings führen, die da reichen von Leistungsabfall, Müdigkeit und Infektanfälligkeit bis hin zu ernsthaften Erschöpfungssyndromen und strukturellen Verletzungen der Knochen und/oder des Muskel-Sehnen-Apparats. 

 

In diesem Kontext reden wir immer wieder über die Balance zwischen Belastung und Belastbarkeit. Für eine hohe Belastung braucht es eine Belastbarkeit, die idealerweise etwas über der Belastung liegt und eine adäquate Anpassung an den Trainingsreiz zulässt - ganz gleich auf welchem Leistungsniveau. Belastung inkludiert hier ausdrücklich nicht nur die Trainingsbelastung, sondern den gesamten Alltag.

 

Es versteht sich von selbst, dass ein Nicht-Ausschöpfen der Belastbarkeit durch eine geringe Trainingsbelastung verschenktes Potential ist, das man sich im Leistungssport nicht erlauben kann. 

Um die tägliche Belastung optimal zu steuern und Trainingsinhalte über Jahre hinweg aufzubauen, gibt es Sportwissenschaftler und Trainer wie Wolfram Bott, Landestrainer Triathlon in Baden-Württemberg am Stützpunkt Freiburg, ehemaliger Bundestrainer Triathlon und seit vielen Jahren auch Trainer von Nico.

Um die Belastbarkeit so hoch wie möglich zu halten, gibt es uns. Wir kümmern uns darum, dass Athleten wie Nico körperlich in der Lage sind, den hohen Anforderungen des intensiven Trainings gerecht zu werden und dabei gesund bleiben. Nichts ist ärgerlicher als nach einem intensiven Trainingsblock oder einem aufwändigen Trainingslager mit einer Verletzung oder Erkrankung gar nicht erst den Weg an die Startlinie zu schaffen - DNS.

Eine gute Kommunikation zwischen Athlet:in, Trainern und Betreuern ist essenziell.

Belastbarkeit lässt sich jedoch nicht an einzelnen Größen wie Kraft, Beweglichkeit oder einem bestimmten Laborparameter fest machen. Biomechanische Effizienz, eine gute neuro-muskuläre Ansteuerung und Kraftübertragung, das Zusammenspiel vieler Mikronährstoffe und Hormone, ein anpassungsfähiges Autonomes Nervensystem, ein differenziert arbeitendes Immunsystem, ein stabiler Gastro-Intestinaltrakt, eine ausgeglichene Psyche u.v.m. sorgen am Ende für einen Zustand, in dem der/die Athlet:in optimal auf die Trainingsreize reagieren kann.

Diesen Zustand zu erreichen und zu erhalten ist unsere Arbeit und Leidenschaft. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Belastbarkeit auf ein so hohes Niveau zu bringen, dass zunehmend größere Trainingsvolumina und -intensitäten möglich sind.

Mehr Trainingszeit, größere Umfänge, höhere Intensitäten und mehr Lebenskilometer sind in Ausdauersportarten wie Triathlon ein entscheidender Faktor für Erfolg. Die natürliche Grenze im Profitriathlon ist dabei weniger die Zeit im aktiven Training, sondern die Zeit für Regeneration, die der Körper braucht um Anpassungsprozesse erfolgreich zu gestalten und ein Übertraining mit kurz- oder langfristign Schäden zu vermeiden. Der tägliche Ritt auf der Rasierklinge bietet dabei nicht viel Spielraum für Fehler beim Training, Ernährung, Schlaf oder Stress-Management.

Unser Angebot als medizinischer Dienstleister im Sport ist eine ganzheitliche Betreuung von (Leistungs-)Sportlern um mögliche Potentiale zu entdecken und auszuschöpfen. Im Idealfall - wie bei Nico - lernen wir uns ohne Verletzungen oder akute Einschränkungen kennen. 

Im Falle einer akuten oder wiederkehrenden Verletzung gehen wir auf die Suche nach den unterliegenden Mechanismen. Abgesehen von unglücklichen Radstürzen haben wir es im Triathlon doch selten mit traumatische Verletzungen sondern vielmehr mit Symptomatiken aus dem Bereich „Überlastungsreaktionen“ zu tun - und damit mit Problemen, die aus unserer Sicht meistens vermeidbar sind. Wir wollen die Vokabeln „Pech“ oder „Schicksal“ in diesem Kontext aus dem Triathlonwortschatz streichen und mögliche Verletzungsmechanismen genauer verstehen und idealerweise schon im Voraus beheben.

 

 

 

So haben wir mit Nico seit Beginn viel Zeit im Gespräch verbracht und wir versuchen sowohl aus den Erfolgen als auch aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Darüber hinaus haben wir mithilfe verschiedener Untersuchungen und Diagnostiken „Baselines“ gelegt, an denen wir Veränderungen und Verbesserungen messen wollen.

Gemäß der verschiedenen Pfeiler unserer Praxis betrifft dies natürlich aktive und passive körperliche Untersuchungen aus dem Bereich der Osteopathie und Screenings auf muskuläre und funktionelle Asymmetrien mithilfe von sportphysiotherapeutischen Tools (z.B. @Hylyght). Ebenso gehören labordiagnostische Untersuchungen wie Blut- und Stuhl-Tests zum Standard, den wir in unserer Praxis durchführen, um im Sinne der kPNI ein ganzheitliches Profil des/der Athleten:in zeichnen zu können.

Harte Daten auf dem Papier und aktuelle Publikationen aus den Bereichen Medizin und Trainingswissenschaften, gepaart mit dem sprichwörtliche Fingerspitzengefühl in den Behandlungen und einer offenen Kommunikation macht die Arbeit während der ersten Monate unserer Partnerschaft aus. Wir können jetzt schon sagen: Es ist eine Freude, mit dem Menschen und Athleten Nico Mann zusammen zu arbeiten.

Über die ersten Ergebnisse, Maßnahmen und Erfolge berichten wir bald schon im 2. Teil dieser Blog-Reihe. Das Thema dann: "Die Rolle des Darms im Triathlon".